Man kann natürlich relativ spontan eine Art "Chat mit beratender Wirkung" veranstalten, aber mit einem Workshop hat das zunächst mal nicht viel zu tun.
Wenn so ein Workshop wirklich einen Lernerfolg ermöglichen soll, dann wäre es sinnvoll, ein
Lernziel zu definieren und entsprechende Aufgaben zu formulieren, die auf dem Weg zu diesem Lernziel bestimmte
Meilensteine darstellen. Ein richtiger Workshop müsste beispielsweise Hausaufgaben enthalten und zu diesen eine Art "Musterlösung" - so wie man das von einer Übungsveranstaltung an der Uni kennt.
Es geht dabei nicht um einen Prüfungscharakter, sondern um die Möglichkeit für den Lernenden, seinen Lernerfolg quantifizieren zu können; der Kursanbieter wiederum kann beispielsweise durch solche Aufgaben (und die zu deren Lösung zu beherrschenden Techniken) einen Quasi-Standard definieren, dessen Einhaltung er für den Fall einer späteren Aufnahme des Lernenden in die eigene Gruppe als Minimalforderung stellen wollen würde.
Die "Erarbeitung eines Lehrstoffs" ist allerdings eine ganze Menge Arbeit (insbesondere wegen der erforderlichen Sorgfalt - es wäre bitter, wenn das Lehrmaterial Fehler enthalten würde) - und die lohnt sich im Wesentlichen dann, wenn eine hinreichend große Teilnehmerzahl zu erwarten ist. Außerdem ist "Fansubben" in der Tat eine sehr heterogene Materie - alles auf einmal zu lehren ist aber zu viel auf einmal. Insofern würde ich den Lehrstoff unterteilen wollen in "Fächer", von denen die erste Veranstaltung "Organisationsformen, Rollen und Tools" lauten würde, was Neulingen die Möglichkeit geben würde, sich überhaupt erst mal zu orientieren, in welcher Richtung die eigenen Interessen liegen und welche Fähigkeiten man anschließend in weiterführenden Kursen vertiefen möchte. Details wie etwa "Verarbeitung von DVD-Material für Anime-Fansubs - Rippen, Deinterlacen, Filtern und Encoden" würden dann erst in einer dieser Vertiefungsveranstaltungen drankommen, deren Teilnehmer sich auf Encoding als Schwerpunkt bereits festgelegt haben.
Die Vertiefungsveranstaltung für "Übersetzung" würde im Wesentlichen die Wiederholung von mehreren Jahren Schulunterricht beinhalten - in erster Linie denke ich da an Grammatik und Satzbau. Wenn man versteht, was ein Satz eigentlich ausdrückt, aus welchen Bausteinen er besteht und welche grundlegenden Regeln für deren Verwendung gelten, findet man zahlreiche Fehler nämlich von ganz alleine. Man kann Deutsch genauso systematisch lernen wie die Syntax von SubStation Alpha - man muss sich nur von der Vorstellung lösen, man könnte bereits Deutsch, bloß weil man in der täglichen Kommunikation nicht von
allen Kommunikationspartnern ständig ein "hä?" als Reaktion zu hören bekommt. Und man muss bereit sein, "Deutschlehrer" im Sinne von "sensei" zu sehen und nicht als Schimpfwort. (Nein, ich bin keiner - nur um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen.) Im Vergleich zu "Encoding" hätte Deutsch übrigens den Vorteil, dass es bereits fertiges Lehrmaterial gibt (wer von den hier aktiven Editoren hat in den letzten fünf Jahren die Kommasetzungsregeln im Duden durchgelesen?).
Mein Ansatz wäre, kleinere Schritte zu machen. Ein Workshop mit hohem zeitlichen Aufwand für alle Beteiligten (und notwendigerweise etwa gleich hohem Engagement für alle Teilnehmer, sonst langweilen sich die einen, während die anderen nicht mehr mitkommen) ist viel schwieriger zu planen und durchzuführen als etwa das Verfassen von
Artikeln über Teilaspekte irgendwelcher Fansubbing-Disziplinen. Letztere könnten im
Fansub-Wiki ihren Platz finden und dort sogar kooperativ weiterentwickelt werden. Ich habe mich schon immer gefragt, wieso Gruppen mit Slogans wie "es wird ausgebildet" werben und auf ihrem Wissen sitzen wie die Glucke auf dem Ei, statt dieses Wissen der Community generell zugänglich zu machen; da ich selbst niemanden anwerben will, ist es für mich selbstverständlich, alles zu veröffentlichen, was ich über Fansubbing zu wissen glaube (nicht zuletzt deshalb, weil allfälliges Feedback mir dabei helfen kann, meine eigenen Fehler zu finden).