Es kommt sicherlich darauf an, was man mit dem Versuch, Japanisch zu lernen, erreichen will. Ich habe nicht vor, in Japan ein Vorstellungsgespräch zu führen, deshalb war es (bisher) nie mein Ziel, Japanisch zu sprechen, d. h. eine aktive Beherrschung eines hinreichend großen Wortschatzes zu erwerben.
Was mich interessiert hat, das ist,
wie die Japaner sich ausdrücken können - also welche Information tatsächlich in ihren Sätzen drin steckt und welche nicht (d. h aus dem Kontext, Tonfall, Mienenspiel etc. ergänzt werden muss), und ebenso,
was sie in Worten nicht ausdrücken können.
Um hierbei wenigstens die Grundbegriffe zu verstehen, habe ich mit der Grammatik der Sprache angefangen, also Japanisch wie eine Programmiersprache aufgefasst. Worte kann man zur Not nachschlagen (trotz aller Homophon-Problematik funktioniert das in erstaunlich vielen Fällen, weil man ja zur Bewertung der Ergebnisse zusätzliches Kontextwissen besitzt), aber den Satzbau und die Beugung von Verben muss man einfach lernen (u. a. weil man ohne die Beugung von Verben gar nicht weiß, welches Wort man nachschlagen will...).
Meiner Denkweise am meisten entgegen kam dabei
der Japanisch-Online-Kurs von JASMS. Ohne dass ich selbst auch nur einen einzigen japanischen Satz sprechen könnte, vermittelt mir dieser Kurs, wo innerhalb eines Satzes ich normalerweise welche Informationen finde.
Das hilft u. a. dann enorm, wenn ich versuchen will, ein kritisches Wort innerhalb eines Satzes zu lokalisieren, dessen englische Übersetzung mir fragwürdig vorkommt, oder wenn ich überprüfen will, inwiefern ein EngSubber den Satzbau relativ zum japanischen Original umsortiert hat, damit der Satz in seiner Sprache runder klang (also um zu erkennen, welche Freiheitsgrade sich ein solcher Übersetzer herausgenommen hat und wie wörtlich ich deshalb seine Version nehmen darf).
Es gibt im Deutschen auch oft die Möglichkeit, eine Kombination aus Haupt- und Nebensatz in verschiedenen Reihenfolgen anzuordnen (ohne dabei die Bedeutung um mehr als eine Nuance zu ändern), und wenn ich die Reihenfolge des Satzbaus im Japanischen verstehe, liefert mir dies eine Entscheidungshilfe dafür, welche Reihenfolge ich im Deutschen nehmen will (u. a. damit die klar herauszuhörenden Eigennamen ungefähr an der zur Tonspur passenden Stelle im Untertitel stehen, was für mich als Zuseher das Mitlesen einfacher macht, wenn ich auf diese Weise selbst ohne japanische Sprachkenntnisse eine Art "akustische Bestätigung" des Untertiteltextes erhalte).
Mir ist bewusst, dass ich mit diesem extrem formal-sprachlichen Ansatz über einen kleinen, abgegrenzten Teilbereich des Japanischen nie hinauskommen werde, ohne auf andere Lernmethoden umzusteigen. Aber für meinen Zweck empfinde ich diesen Weg als sehr effizient.