Welches Problem ergibt sich beim Verteilen von Hentais?
Hentais enthalten pornografische Darstellungen - daher sind sie alle mit "Ab 18" einzustufen. Solches Material darf in Deutschland natürlich nur volljährigen Personen zugänglich gemacht werden. Der Zugang muss dementsprechend geschützt sein, damit Kinder und Jugendliche keinen Zugriff erhalten.
Wie "schützt" man Kinder und Jugendliche effektiv davor, an solche Dateien zu gelangen?
Gar nicht. Es gibt unterschiedliche Verfahren, wie man das Alter derer überprüft, die Zugang zu entsprechenden Dateien möchten, allerdings gibt es im Internet keines, das Datenschutz, Aufwand und Kosten zufriedenstellend unter einen Hut bekommt - geschweige denn seine Aufgabe erfüllt.
Welche Verfahren gibt es?
- Altersbestätigung durch Warnmeldung
Früher sah das Standard-Verfahren folgendes vor: Will man eine Seite betreten, die "Ab 18"-Material zugänglich macht, muss man sein Alter anhand einer Alters-/Geburtsdatumseingabe oder durch einen Buttonklick bestätigen. Dieses System ist leicht einzubauen (beispielsweise durch JavaScript) und muss nicht gewartet werden und bleibt daher dauerhaft verfügbar und kann verwendet werden. Es baut jedoch auf die Ehrlichkeit der Nutzer auf: Ein 14-Jähriger soll den "Unter 18"-Button anklicken, um zur vorherigen Seite zurückzukehren, während jemand Volljähriges den anderen wählt, um Zugang zu den geschützten Inhalten zu bekommen.
Fragt sich nur: Was bringt das System, wenn der 14-Jährige angibt, er sei volljährig? Gar nichts. - Passwörter
Wenn einem das Klick-Spiel zu unsicher erscheint, werden oft Passwörter als Sicherung zur Hand genommen. Allerdings wird nicht allzu lange darüber nachgedacht, wie man das Passwort (an Volljährige) weitergibt. Meistens sehen die Lösungen genauso sinnfrei bzw. nutzlos oder naiv aus wie im Beispiel darüber: Anmeldung im Forum, im Profil das Alter eingeben, Passwort erbitten -> Dumm nur, dass auch 14-Jährige 1980 als Geburtsjahr angeben können; Oder wieder das Bestätigen des Alters durch ein kleines Skript/Buttons/oder ähnliches.
Man sieht: Das Passwort schützt, aber das Passwort selbst lässt sich nicht nach Jugendschutz-konformen Richtlinien schützen. Effektivität: Keine. - Offizielle Alterszertifikate à la Personalausweis, Führerschein oder Kreditkarte
Die Altersüberprüfung auf diesem Wege ist die sicherste, allerdings auch die aufwendigste, kostspieligste und problematischste - und trotzdem sie ist genauso leicht auszuhebeln wie die anderen beiden Wege.- Sicher:
Anhand eines Personalausweises oder Führerscheins lässt sich sofort das Alter der Person ersehen - und die Angaben sind nicht so leicht zu fälschen, es ist also die Bestätigung vorhanden, dass eine Person das notwendige Alter erreicht hat. - Aufwendig:
Der entsprechende Ausweis muss kontrolliert werden. Es muss also für den gesamten Zeitraum, in dem der Zugang nach diesem Prinzip "gesichert" ist, eine Person regelmäßig die Einsendungen einsehen und kontrollieren, und dementsprechend Zugänge erteilen (was wiederum Nutzerzugänge erfordert). Des Weiteren muss der Ausweis als Kopie erst einmal eingesandt werden - also Kopie/Foto anfertigen und dann per E-Mail, Fax oder Brief einsenden. - Kostspielig:
Der Absender hat einen gewissen Zeitaufwand, eine Kopie anzufertigen, und ggf. Kosten, diese abzuschicken. Der Empfänger muss darüber hinaus eine Einsendemöglichkeit zur Verfügung stellen und jemand muss regelmäßig zur Kontrolle der Einsendungen vorhanden sein. Es entsteht also ein verhältnismäßig hoher Zeit- und Kostenaufwand. Man bemerke: Das Verfahren der Altersbestätigung (via Eingabe des Geburtsdatums/Buttonklick/o. ä.) erfordert nach der Einrichtung keinen Administrationsaufwand. - Problematisch:
Die Probleme sind vielseitig: Es entsteht für beide Seiten ein Zeit- und Kostenaufwand, der Zugang ist nur so lange aktiv, wie Einsendungen bearbeitet werden, und es ergeben sich Datenschutzprobleme: Will man seine Identität für einen Hentai-Download (den man auch auf A-M finden wird) einem Fremden preisgeben?, Wie wird mit den Daten umgegangen?, Ist die Übertragung der Daten durch Verschlüsselungen gesichert? usw.
Und natürlich das größte Problem, das den Nutzen infrage stellt: Ist die Person, die den Personalausweis/Führerschein eines Erwachsenen einschickt, auch der Besitzer von jenem? Könnte nicht ein Jugendlicher den Ausweis des Vaters/Bruders/Freundes kopieren und abschicken?
- Sicher:
Es gibt selbstverständlich Steigerungen der beschrieben Verfahren, speziell des letzten (z. B. Nennung der Adresse und Verschicken eines Briefes mit Zugangsdaten an den Besitzer des Ausweises - aber auch hier könnte der Jugendliche den Brief an den Vater aus dem Briefkasten holen oder mit einem volljährigen Freud das Ganze absprechen), allerdings sind diese noch sehr viel aufwendiger/teurer und datenschutzrechtlich weit problematischer, weil keine eingetragene Firma dahinter steht (wie z. B. bei eBay, die eine Schufa-Prüfung durchführen), die bei Missbrauch belangt werden kann oder sonst wie hinreichend bekannt ist.
Ein rein Internet-basierter Schutz ist also nicht möglich - und die Nutzung realer (=physikalischer) Möglichkeiten wäre in jeder Hinsicht unverhältnismäßig.
Darf ich jetzt keine Hentais mehr verteilen?
Diese Schlussfolgerung wäre zwar in gewisser Hinsicht logisch, ist aber aus praktischer Sicht nicht zu vertreten.
Allerdings sollte ein gewisser Schutz vorhanden sein, bzw. er muss vorhanden sein: Um alle zu beachtenden Aspekte sinnvoll umzusetzen, ist eine Alterseingabe/-bestätigung die passendste Lösung (HAY beispielsweise besitzt eine entsprechende Umsetzung).
Ganz abgesehen von der damit beinahe maximalen Absicherung belaufen sich fortdauernde/r Kosten und Aufwand auf Null, während beide Seiten den geringsten Aufwand haben, Zugriff zu erhalten und diesen zu erteilen. Denn seien wir mal ehrlich: Wer will sich auf zig Seiten registrieren, Zugangsdaten erbitten (was mit Wartezeiten verbunden ist) und sonstigen Aufwand in Kauf nehmen, nur um einen Hentai von einer Kodex-konformen Seite zu laden, wenn's ihn überall anders auch gibt - und zwar ohne umständliche Prozeduren und sinnlosen Pseudo-Jugendschutz?